Hartzer Roller e.V. - Hintergrundinformationen



Methodische Grundlagen der Beratungsarbeit
Ein Blick in den Werkzeugkoffer des Beraters

Was tut ein "methodisch arbeitender Klärungshelfer"?
Über welche Methoden und Werkzeuge verfügt er in einem Beratungsprozess?
Gibt es da den "Zauberstab", der Einsicht (be-)fördert?

Zunächst muss man wissen, auf welchem "kommunikativen Fundament" die Werkzeuge eigentlich ruhen. Es wäre nämlich unsinnig, das einfache Bild des Werkzeugs zu benutzen, wenn nicht klar ist, wie und warum z. B. aktives Zuhören, Feedback oder Paraphrasieren funktionieren und damit ein Beratungsgespräch strukturieren können.

Viele der methodischen Grundlagen stammen aus der Psychologie. Aus dem Bereich, der sich mit unserer Wahrnehmung und unserem Bewusstsein befasst, wissen wir, dass sehr viele Prozesse gleichzeitig und zum größten Teil unbewusst in uns ablaufen, während wir ein Gespräch führen:
"Obwohl wir täglich miteinander reden, ist dies zugleich ein häufig unverstandener Vorgang: Vieles von dem, was wir einem Gesprächspartner mitteilen, bleibt unausgesprochen. Manchmal genügt scheinbar ein Blick, um eine eindeutige Botschaft zu bemühen, und bisweilen tut ein einziges klärendes Wort oft Wunder." (aus: Theo Gehm [1997], Kommunikation als Beruf, Beltz Verlag, S. 29)

Diese permanente Überforderung unserer Wahrnehmung führt dann zu dem, was gemeinhin als "selektive Wahrnehmung" bezeichnet wird. Aus der Vielzahl der auf uns einströmenden Signale sucht sich unser Gehirn das aus, was sozusagen lesbar ist bzw. stimmig erscheint. Bei dieser Informationsverarbeitung entstehen natürlich Fehler. Diese Fehler werden in einem vereinfachten Modell zum Gesprächsverhalten zwischen einem Sprecher und einem Hörer (Sender-Empfänger-Modell) als "Informationsverlust-Treppe" bezeichnet. Die Nachricht bzw. Information verzerrt sich auf dem Weg vom Sender zum Empfänger zusehends.

Aus diesen Erkenntnissen ergibt sich eine zentrale Konsequenz: Wir müssen alles daran setzen, das mögliche Informationschaos in einem Gespräch, besonders in einem Beratungsgespräch, so gering wie möglich zu halten. Mit anderen Worten: Wir brauchen Kommunikationshilfsmittel, die uns helfen, einander besser zu verstehen, damit wir zu einem vernünftigen Gespräch kommen können. Wir müssen einander verstanden fühlen, damit wir überhaupt erst die Bereitschaft aufbringen, uns in einem Gespräch zu öffnen.

Die eingangs beispielhaft erwähnten Instrumente wie aktives Zuhören, Feedback oder Paraphrasieren sind genau solche Kommunikationshilfmittel, die helfen, ein Beratungsgespräch zu strukturieren. Ihre richtige Anwendung vorausgesetzt kann damit der drohende Informationsverlust in einem Gespräch weitgehend kontrolliert werden. Aus demselben Grund sind auch Visualisierungstechniken entwickelt worden, die für alle Teilnehmer sichtbar das Wesentliche eines Themas oder Problems auf den Punkt bringen, und auf die im Bedarfsfall immer wieder zurückgegriffen werden kann.

Eine weitere wichtige methodische Grundlage der Beratungsarbeit ergibt sich aus der Grundlagenforschung über Lernen. Jedes Individuum verfügt über unterschiedlich ausgeprägte Wahrnehmungskanäle und damit auch über einen für es selbst optimalen Lernrahmen: Person X benötigt die praktische Erfahrung, um gut zu lernen, während Person Y die abstrahierende Reflexion eines Erlebnisses zum Lernen braucht. Person X lernt am besten in einer Gruppe, während Person Y am besten zurückgezogen lernt. Ein Berater sollte versuchen, diesen spezifischen Lernrahmen seines Kunden herauszuarbeiten und ihn nach Möglichkeit zu nutzen.

Weitgehende Übereinstimmung besteht in der Grundlagenforschung in der Einschätzung, dass der Mensch am nachhaltigsten das lernt, was er selbst entdeckt hat. Hier ist also von dem berühmten Aha-Effekt die Rede. Oder auch vom "Heureka!"-Erlebnis des griechischen Mathematikers Archimedes, nachdem ihm beim sprunghaften Verlassen seiner Badewanne plötzlich das Prinzip der Wasserverdrängung klar wurde...

Diese Einschätzung ist auch von fundamentaler Bedeutung für den "Hilfe zur Selbsthilfe"-Ansatz der Beratungsarbeit. Indem wir nämlich dem Klienten helfen, Einsicht in seine gesamte Problemlage zu gewinnen, nutzen wir gleichzeitig den lernpsychologisch so wichtigen Aha-Effekt, der die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die neu gewonnene Einsicht auch in Verhalten umgesetzt wird.

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